Braunschweiger Zeitung vom 12.03.2005 hat geschrieben:Der Salzgitteraner Ulrich Oertel hat monatelang in verschiedenen Archiven Unterlagen gesichtet – und eine Menge über die Geschichte der Luftschutz-Stollen herausgefunden. So liegt ihm ein Erlaß Hermann Görings vor. Darin befiehlt der Reichsluftfahrtminister am 24. März 1943 die Fortführung des so genannten “Luftschutz-Führerprogramms”. Oertel: “Das erklärt den Luftschutz-Stollenbau im Süden der Stadt.” Zunächst habe das Reich im Norden Watenstedt-Salzgitters Betonbunker errichtet. Gegen Ende des Krieges sei das Material dafür knapp geworden, so Oertel. “Also ging man 1943 dazu über, Luftschutzstollen in den Untergrund zu treiben.”
Auf der anderen Seite befahl Hitler die so genannte Untertageverlagerung der kriegswichtigen Produktion – finanziert vom Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion. So wurde die Idee vom Windmühlenbergstollen geboren.
Die Erzbergbau Salzgitter, ein Unternehmen der Hermann-Göring-Werke, schreibt im Januar 1946 über den Windmühlenbergstollen an das Oberbergamt in Clausthal: “Das Bauwerk wurde auf Veranlassung von Herrn Generaldirektor Pleiger am 25.8.1944 begonnen.” Paul Pleiger war der Chef der Reichswerke und hat die “Zentralstelle für bergbauliche Sonderaufgaben” gegründet. “Als Vorsitzender dieser Zentralstelle hat er den Stollen in Auftrag gegeben”, so Oertel.
Wie wichtig für die Nazis das Projekt mit dem Tarnnamen “Wind” war, zeigt eine geheimer “Schnellbrief” vom Oberkommando des Heeres an die Deutsche Bergwerks- und Hüttenbau GmbH vom 22. November 1944: “Der Führer hat befohlen, daß das Flakprogramm mit besonderer Dringlichkeit belegt wird ... Es muss möglich sein, das Projekt Windmühlenberg in kürzester Zeit fertig zu stellen.”
Laut Erzbergbau sollte in den unterirdischen Stollen zunächst Munition produziert werden. “Dabei übernahm der Erzbergbau die Planung der Stollenanlage und des Bahnanschlusses”, heißt es in dem Schreiben vom Januar 1946 weiter, “die Deutsche Bergwerks- und Hüttenbau GmbH die Planung der Fertigungsanlagen. Als Bauherr wurde die Aktiengesellschaft für Bergbau- und Hüttenbedarf in Salzgitter bestimmt, die später auch den Betrieb der Anlage übernehmen sollte.”
Diese Aktiengesellschaft ist ein Vorgängerunternehmen der heutigen SMAG. Laut SMAG-Geschäftsführung haben die privaten Investoren beim Kauf der Firma im Jahr 1991 die Altlasten nicht mit übernommen. Sondern: “Rechtsnachfolger der ‘SMAG alt’ wurde die Preussaggesellschaft MSG.”
“Ende des Jahres 1944”, stellt die Erzbergbau fest, “wurde das Projekt (...) erweitert, danach sollten die ersten 15 nördlichen Stollen der Conti (die Continental-Werke wollten hier Reifen produzieren d. Red.) zur Verfügung gestellt werden, während die restlichen Stollen der Munitionsfertigung dienen sollten.” Daß der Nazi-Staat – und nicht ein Privatunternehmen – für den Bau des Windmühlenbergstollens verantwortlich war, zeigt ein weiteres Zitat aus dem Schreiben der Erzbergbau, wonach klar sei, “daß beide Bauwerke – sowohl das Bauwerk für Conti als auch das Bauwerk Wind ” (...) als reichseigener Bau anerkannt wurden und vom Rüstungskontor finanziert werden sollten”.
Zur Fertigstellung der unterirdischen Produktionsanlagen ist es durch den Einmarsch der Amerikaner im April 1945 nie gekommen.
Quelle:http://www.12move.de/home/bunker-bs/presse3.htm